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Am Samstag reiten Old Shatterhand und Winnetou in ein neues Abenteuer. Mit der Premiere von „Unter Geiern“ in Elspe beginnt zugleich die Saison für die diversen Karl May-Bühnen in Deutschland und Österreich. Mit 65 Jahren gehören die Sauerländer dabei zu den ältesten Veranstaltern, die sich fast durchgehend Mays Werken verschrieben haben. Alledings war nach drei Jahren erst einmal wieder Pause. Ohne Unterbrechung wird – von Corona einmal abgesehen – seit 1964 May im Städtchen gespielt, das seit 1969  zur Lennestadt gehört. Das Besondere: Erstmals seit 1958 wird Jochen Bludau nicht dabei sein.

Die Helden kämpfen diesmal gegen die brutalen „Geier“-Banditen, die das Land rund um die Wüste Llano Estacado unsicher macht. Dabei bekommen die Helden Unterstützung von einem geheimnisvollen Reiter, dem „Geist des Llano Estacado“, der eine ganz persönliche Rechnung mit den Banditen zu begleichen hat. Erstmals in der langen Geschichte der Aufführungen von „Unter Geiern“ seit 1972 wird dieser Geist buchgerecht mit dem Fell eines weißen Büffels in Elspe reiten. Zudem sind seine Auftritte geheimnisvoll von Rauch begleitet.

Zu den bewährten Blutsbrüdern Winnetou (Jean-Marc Birkholz) und Old Shatterhand (Martin Krah) gesellt sich in diesem Sommer erneut Matthias Schlüter als Sam Hawkens. Zum fünften Mal in Folge ist Publikumsliebling Sebastian Kolb als Oberschurke zu erleben. Diesmal spielt er den falschen Mormonen Weller, den 2014 Martin Semmelrogge verkörperte. Damals gab Kolb als Bloody-Fox sein Debüt am Rübenkamp. Diesmal drückt er dem Bösewicht seinen ganz eigenen Stempel auf, herrscht unnachgiebig über die „Geier“ und gibt nach außen hin den schleimig-unterwürfigen Heiligen der letzten Tage.
„Wir haben eine gute Truppe“, betont Marco Kühne, der diesmal als Regisseur die volle Verantwortung trägt. Nach Plan hätte sein im Frühjahr verstorbener Vater Jochen Bludau noch einmal die Spielleitung übernommen. Allerdings fühlt sich der „neue Mann“, der seit Kindertagen auf der Elsper Bühne steht, gut vorbereitet. „Vergangenes Jahr habe ich auch schon 80 Prozent übernommen“, betont er. Sein Vater habe da wohl einen Langzeitplan verfolgt, ihm fast unmerklich immer mehr Aufgaben überlassen. Das sei ein ganz natürlicher Prozess gewesen. „Und er hat mir immer wieder gesagt, wie stolz er auf Marco ist“, wirft der einstige „Winnetou“ Benny Armbruster ein, der seit Jahren für die Dialog-Regie verantwortlich zeichnet.
 
Beide Männer wirken zufrieden mit dem, was sie bei der Pressevorführung am Mittwoch wahrnehmen. Tatsächlich steht da wieder eine eingespielte und gut gelaunte Gruppe von Leuten auf der Bühne, zu der unter anderem noch Markus Lürick als Sir David Lindsay gehört und Sarah Gösser als Sara, die dem jungen Bloody-Fox in mehr als nur einer Hinsicht zur Seite steht. In dieser Rolle gibt Jonathan Elias Weiske sein Elspe-Debüt und folgt damit Jean-Marc Birkholz und Sebastian Kolb, die mit dieser Figur jeweils ihre langjährige Elspe-Karriere begannen. Ein Omen? Dass seine Augenpartie für die Vorankündigung von „Winnetou und das Halbblut“ benutzt wurde, habe jedenfalls nichts zu bedeuten, lachen alle Beteiligten. „Er hat einfach so schöne Augen“, schmunzelt Marco Kühne. Das Casting für die einstige Paraderolle von Meinolf Pape, seit 2011 nicht mehr im Programm, beginne jedenfalls erst am Montag. Nachdem Urgestein Pape 2013 seinen Abschied nahm, hatte Jochen Bludau ursprünglich angekündigt, das eigens für den unvergleichlichen Charakterdarsteller geschriebene Stück nicht mehr aufführen zu wollen. Offenbar hat es da zwischenzeitlich ein Umdenken gegeben.
Und wo wir gerade bei den Paraderollen des großen Meinolf sind: Als Schiba-bigk, Häuptling der Komantschen, ist mit Tim Forssman jener Schauspieler erneut in Elspe zu sehen, der 2014 als Erster die schwierige Aufgabe übernahm, den Pape zu ersetzen. Hat er sich schon wieder im Sauerland eingelebt? „Ich kannte sogar den Text noch. Da hat sich etwas eingeprägt“, antwortet der Schauspieler vergnügt, der damals noch als Tim Eberts auftrat und Wurzeln im Sauerland hat. „Wir haben den Kontakt nie verloren“, sagt er über seine Beziehung zum Elspe Festival. Die Kollegen seien regelmäßig in Grevesmühlen gewesen, wo er viele Jahre als Pirat zu sehen war. Eigentlich sei über 2024 gesprochen worden, jetzt habe es schon ein Jahr früher geklappt. „Ich bin auch umgezogen, von Berlin nach Kassel“, da sei es auch vom Fahren her einfacher geworden für ihn. Und 2024? „Ich weiß gar nichts“, wehrt Tim Forssman genüsslich und theatralisch ab und stellt für die Fotografen lieber noch einmal seinen Kampf mit Winnetou.
Es verspricht also wieder einmal, eine spannende Saison zu werden, mit Mays Helden im Kampf für Recht und Gerechtigkeit. Schon im ersten Jahr 1958 war Jochen Bludau als Winnetou in Elspe dabei. Später spielte er viele Jahre den Old Shatterhand, schrieb die Stücke und zog hinter den Kulissen alle Fäden. Bis zum Frühjahr 2023. Die Elsper gedenken ihres langjährigen Motors und „Bosses“ mit einem kleinen Poster im aktuellen Programmheft. „Unvergessen“ steht unter der Szene mit Bludau und Pierre Brice. Das ist auf jedem Meter der Anlage zu spüren. Gewissermaßen ist er also doch immer noch dabei.
Michael Kunz