Winnetou reißt Häuser ein, um Shatterhand zu retten. Diese etwas merkwürdige Schlussfolgerung ergibt sich aus dem Namen der neuesten Spendenkampagne in Radebeul („Rettet Shatterhand!“) und dem pressewirksamen Auftritt von Ex-Winnetou Gojko Mitić, der zum Start eben jener Kampagne heute mittag in Radebeul vom Fahrersitz eines Baggers die Abrissarbeiten wortwörtlich beginnen durfte.

Zuvor informierten Dr. Volkmar Kunze und Robin Leipold jedoch über den Hintergrund der Sammelaktion. Spätestens zum 100. Geburtstag des Museums (Ende 2028) sollen die Umbau-, Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Die Geldgeber öffentlicher Hand unterstützen mit Fördermitteln, aber natürlich wird – wie immer bei solchen Bauvorhaben – ein gewisser Eigenmittelanteil erwartet. Und zu der da erforderlichen Summe fehlt der Karl-May-Stiftung noch immer eine knappe Million Euro.

Ob nun Gojko Mitić, der mit den Indianerfilmen der DEFA berühmt wurde und später 15 Jahre lang in Bad Segeberg Winnetou spielte, als „Botschafter“ des Museums diese Summe einwerben kann, wird sich zeigen. Robin Leipold und Dr. Volkmar Kunze sind jedenfalls hoffnungsvoll und verwiesen in der Pressekonferenz heute auf eine eigens eingerichtete Website und auch einen geplanten „Kampagnenraum“ in der Villa Bärenfett, wo alle Interessierten den Fortgang der Aktion verfolgen können.

Auch weitere prominente Botschafterinnen und Botschafter sollen eingespannt werden, ohne dass heute bereits ein Name fiel. Aber die Kampagne soll ja auch ein paar Jahre laufen und muss dafür immer wieder neue Attraktionen präsentieren, damit die Spendenbereitschaft nicht nachlässt. Wie notwendig die Maßnahmen sind, zeigte die Begehung. Neben dem Eindruck der überfüllten Kellerräume der Villa Bärenfett, wo ein Großteil der nicht in der völkerkundlichen Ausstellung gezeigten Objekte der Sammlung gelagert wird, waren vor allem die Wasserschäden in der Villa „Shatterhand“ besorgniserregend.

Und so changierte auch die Pressekonferenz zwischen Vision und Notfallmaßnahmen. Ein Fahrstuhl für die Barrierefreiheit in der Villa „Shatterhand“, eine Erweiterung der Villa Bärenfett, Sammlungssicherung unter museologischen Gesichtspunkten, die Rekonstruktion des chinesischen Pavillons oder einfach neue Dachpappe – am Ende saß Botschafter Mitić sichtlich vergnügt am Steuer eines Baggers und riss das Haus Schildenstraße 1 ab, um Platz für den neuen Museumseingang zu schaffen. Und ja, vielleicht rettet er damit auch Shatterhand.

JFL