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Am 27. Juni wollen Vorstand und Kuratorium der Karl-May-Stiftung ihre Entscheidung über die Zukunft des derzeit heftig unter Druck geratenen Hauses treffen und verkünden. Die Radebeuler CDU-Fraktion hatte am 20. Mai mit Prof. Dr. Thomas Bürger ein Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Museums eingeladen, der am Rande der abendlichen Stadtratssitzung sein tiefes Bedauern über die entstandene Lage nach der fristlosen Kündigung Christian Wackers zum Ausdruck brachte.Nach einer Meldung des MDR bot der renommierte ehemalige Generaldirektor der SLUB in Dresden außerdem seine Unterstützung an, „innerhalb kürzester Zeit ein Konzept zu entwickeln“, um die Probleme anzugehen und aus der Welt zu schaffen. Dies hat  Prof. Dr. Thomas Bürger jetzt auch gegenüber KARL MAY & Co. bestätigt: „Der Wissenschaftliche Museumsbeirat hatte sich am 11. Mai mit einem Appell an die Stiftung und das Kuratorium gewandt. Darin hat der Beirat seine Hilfe angeboten. Vor wenigen Tagen hat der Beirat nun die Zustimmung von Stiftung und Kuratorium erhalten, einen Struktur- und Entwicklungsplan mit Vorschlägen zur weiteren Entwicklung zu erarbeiten. Das Ergebnis soll bereits am 27. Juni von Stiftung und Kuratorium beraten werden.“

„Vor wenigen Tagen hat der Beirat nun die Zustimmung von Stiftung und Kuratorium erhalten, einen Struktur- und Entwicklungsplan mit Vorschlägen zur weiteren Entwicklung zu erarbeiten.“

Anhand des oben erwähnten „Appells“ lässt sich ein möglicher Kurs erkennen, der diesen Vorschlägen zugrunde liegen könnte. Darin zeigt sich das im August 2018 einberufene Gremium „in größter Sorge um die Zukunftsfähigkeit dieser einzigartigen Kultureinrichtung in Deutschland“, nachdem es nach der Entlassung der vormaligen Geschäftsführerin Claudia Kaulfuß – deren Umstände vom früheren KMG-Vorsitzenden Johannes Zeilinger kürzlich hier in einem Interview offenbart wurden – im Februar 2018 und den Rücktritten zweier Stiftungsvorsitzender seit März 2020 bereits die „vierte personelle Verwerfung innerhalb kürzester Frist“ gegeben habe.

„vierte personelle Verwerfung innerhalb kürzester Frist“

Der hochkarätig besetzte Beirat, zu dem neben Prof. Dr. Bürger und dem Vorsitzenden Prof. Dr. Holger Kuße (Professur für slavische Sprachgeschichte und Sprachwissenschaft, Technische Universität Dresden) noch Dr. Peter Bolz (Kurator i.R. der Nordamerika-Sammlungen des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Stellvertretender Vorsitzender), Manfred Biedermann (Restaurator, Verband der Restauratoren Dresden), Dr. Joachim Gierlichs (Islamische Kunstgeschichte), Dr. Matthias Henkel (Präsident des Internationalen Komitee Marketing & Public Relations beim International
Museumsrat ICOM), Dr. Thomas Schmidt (Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg am Deutschen Literaturarchiv Marbach) sowie Dr. Hagen Schäfer (BSZ für Technik Dresden; bildungs- und medienpädagogischer Berater) gehören, betont in seinem Schreiben, „volles Vertrauen in die durchgreifende Neukonzeption sowohl des Museumsneubaus als auch der wissenschaftlichen Aufarbeitung der einzigartigen Sammlungsbestände sowie der Konzeption und Durchführung erfolgreicher Publikumsveranstaltungen“ gehabt zu haben. Die Vision „Neues Karl-May-Museum“ wird ausdrücklich gelobt und dem Haus die Aufgabe zugeschrieben, „seine wertvollen Sammlungen wissenschaftlich seriös und kulturell inspirierend am Entstehungsort der Schriften von Karl May zu präsentieren und auch digital einem weltweiten Publikum zugänglich zu machen“.

In dieser Hinsicht sieht der Wissenschaftliche Beirat gute Fortschritte in den vergangenen beiden Jahren. Zugleich sind die Mitglieder „in großer Sorge, dass dieses bereits geschaffene Fundament für ein zeitgemäßes und zukunftsfähiges Museum durch den Weggang von Christian Wacker unvollendet bleibt. Der Spannungsbogen, den das Karl-May-Museum bietet – vom Kolonialismus-Diskurs über die Literatur des 19. Jahrhunderts, den Symbolismus um 1900 bis hin zu den Welten der First Nations – ist einzigartig und bedarf der sorgfältigen Pflege und auch der Förderung auf nationaler Ebene.“

„Der Spannungsbogen, den das Karl-May-Museum bietet – vom Kolonialismus-Diskurs über die Literatur des 19. Jahrhunderts, den Symbolismus um 1900 bis hin zu den Welten der First Nations – ist einzigartig und bedarf der sorgfältigen Pflege und auch der Förderung auf nationaler Ebene.“

Vor diesem Hintergrund wenden sich die Wissenschaftler mit ihrem Aufruf vom 11. Mai an eine überregionale Empfängergruppe; „an den Vorstand und das Kuratorium der Karl-May-Stiftung, an die Stadt Radebeul, an den Freistaat Sachsen und an die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien“ und hoffen, „die derzeitige Krise des Karl-May-Museums in einer gemeinsamen Kraftanstrengung in einen Neuanfang auf der Basis der bestehenden Vision zu verwandeln.“

„zunächst die Struktur der Stiftung neu und zukunftsfähig“ aufstellen

Für den wissenschaftlichen Beirat ist es dabei wichtig, „zunächst die Struktur der Stiftung neu und zukunftsfähig“ aufzustellen, „um auf dieser Basis die Leitung des Museums, die Planung und Fertigstellung des Museumsneubaus und die Renovierung des Karl-May-Wohnhauses mit seiner Bibliothek und den einzigartigen Kunst- und Kultursammlungen zu ermöglichen“. Dabei geht eine ausdrückliche Bitte an die „Bundesrepublik Deutschland und den Freistaat Sachsen, angesichts der nationalen Bedeutung der Einrichtung den begonnenen, nun aber gefährdeten Prozess aktiv zu unterstützen“.

Es dürfte nun sehr spannend werden, wie am 27. Juni über die Vorschläge der Wissenschaftler diskutiert und entschieden wird. Dass sie ihre Aufgabe ernst nehmen, macht Prof. Dr. Bürger mehr als deutlich. Mit Blick auf den engen Zeitplan solle es vor der Sitzung keine weiteren Auskünfte geben. „Bis dahin müssen wir hart arbeiten“, schreibt er.