„Steht nicht da wie die Schaufensterpuppen, es muss ein bisschen Bewegung in die Sache“, schallt die Stimme von Textbuchautor und Regisseur Marcel Gillmann über die Freilichtbühne in Mörschied. Und es kam Bewegung in die Sache als die Mörschieder am 24.06.2023 diverse Pressevertreter zur offenen Probe in den Hunsrück geladen hatten.
Zum zweiten Mal nach 2012 steht in diesem Jahr „Die Felsenburg“ auf dem Programm, wobei der erste Teil der „Satan und Ischariot“-Trilogie als abgeschlossene Story präsentiert wird, in der alle Handlungsstränge zu Ende geführt werden.
Noch sitzt nicht jede Textpassage und auch nicht jeder Hut, die erste Probe mit Pyrotechnik offenbarte jedoch eindrucksvoll, dass vor allem mit letzterer nicht sparsam umgegangen wird. Spätestens in den Showdowns jeweils am Ende der ersten und zweiten Spielhälfte brennen die weiß getünchte Hazienda del Arroyo und die dezent angedeutete titelgebende Felsenburg und es knallt an allen Ecken. Dass dabei auch kleinere Kulissenteile Feuer fangen, die nicht dafür präpariert waren, ist einer der Punkte auf der To-do-Liste, die es bis zur Premiere am 01.07. noch abzuarbeiten gilt.
Dennoch ist die Vorfreude bei allen Akteuren und Akteurinnen auf und hinter der Bühne spürbar – auch bei dem tierischen Gaststar der diesjährigen Sommersaison, einem Wüstenbussard der als Bote Manitous gleich mehrfach über die Spielfläche fliegen darf und seine Einsätze mit Bravour gemeistert hat.
Spielpartnerin für den Greifvogel ist Caroline Gillmann in der Rolle der Nakoma, einer jungen Yuma-Kriegerin, die mit den Geistern kommunizieren kann, und um die sich zudem eine zarte Liebesgeschichte mit einem Mimbrenjo-Krieger, dargestellt durch Sully Dreher, entspinnt. Beide stehen stellvertretend für eine ganze Reihe junger Darsteller und Darstellerinnen, die die Bühne als Statisten, aber auch in verschiedenen Sprechrollen beleben und keinen Zweifel daran lassen, dass der Verein sich zumindest um Nachwuchstalente keine Sorgen machen muss.
Gleiches gilt für die immer waghalsigeren und spektakuläreren Stunts, für die vor allem Alexander Klein und sein Team verantwortlich zeichnen. In der Rolle von Vete-Ya, dem großen Mund, übernimmt er einmal mehr den Part des zornigen Häuptlings, der Winnetou und Old Shatterhand das Leben schwer macht. In die Rolle von Mays alter ego schlüpft in diesem Jahr nach seinem Gastauftritt 2022 als Krankheitsvertretung dauerhaft Marcus Jakovljevic, dessen erster Text „Ist das schön wieder hier zu sein“ ganz offensichtlich nicht nur aus dem Textbuch, sondern auch von Herzen kommt. An seiner Seite wird Routinier Eric Nisius als Winnetou reiten, für den im Juli seine zwölfte Saison als Apachenhäuptling anbricht.
Neben der Neubesetzung Old Shatterhands und anderer Neuheiten, die im Stück zu sehen sein werden, wird im Sinne der Nachhaltigkeit 2023 auch zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit dem ZÖPNV eine Buslinie eingesetzt, die Zuschauer auch ohne eigenes Auto in den entlegensten Winkel des hunsrück‘schen Mexiko befördert. Ebenso ist das Mitbringen von eigenem Picknickgeschirr und -besteck möglich, um Abfall zu vermeiden.
„Der letzte macht die Tür zu!“, ruft Marcel Gillmann, der als Oberschurke Harry Melton zu sehen sein wird und sich damit auf den Stollen des Quecksilberbergwerkes bezieht, in welches er ahnungslose Siedler verschleppt.
Weit offen stehen hingegen werden die Türen der Freilichtbühne Mörschied vom 01. Juli bis zum 06. August, wobei der 15. Juli und der 05. August mit Sonderprogramm aufwarten: die Abendvorstellung wird eingeleitet durch Live-Musik, nachdem Westernbuffet und Stuntshow bereits am Nachmittag für Unterhaltung gesorgt haben.
Nadine Schmenger