Was lange währt… Am 1. Juli 2022 wurde das neue Funktionsgebäude, das an das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal anschließt, nach zweieinhalbjähriger Bauzeit eingeweiht.

Coronabedingt waren sowohl Grundsteinlegung als auch Richtfest eher Fototermine gewesen; umso schöner jetzt, dass wenigstens bei der Eröffnung zahlreiche Gäste anwesend sein konnten, und am „Wochenende der offenen Tür“ alle Interessierten die Möglichkeit hatten, den Neubau und auch das neugestaltete Karl-May-Haus zu besichtigen. Und von dieser Möglichkeit auch Gebrauch machten. Der Andrang erinnerte an frühere Zeiten, und die strahlenden Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, die Besucherinnen und Besucher grüppchenweise durch das vergrößerte Haus zu führen, Fragen zu beantworten oder Souvenirwünsche zu erfüllen.

Im Altbau, dem „Karl-May-Haus“, wurde der ehemalige Kassenraum, das „Großmutterstübchen“ neu gestaltet. Ein Triptychon aus Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und May in zivil erwacht vor den Besuchern zum Leben und erklärt das „Phänomen Karl May“. In der ersten Etage ist die Weberstube erhalten geblieben, zusätzlich wird Mays Heimatstadt vorgestellt. In der zweiten Etage befinden sich Informationen zu Mays Biografie und – etwas abgeteilt – zu Forschung und wissenschaftlicher Auseinandersetzung. Das „Fremdsprachenzimmer“ ist verschwunden. Im Dachgeschoss ist weiterhin die Rezeptionsgeschichte zu finden: Spielfiguren, Puzzle, Hörspiele, Fortsetzer…

Auf jeder Etage kann vom Altbau in den Neubau gewechselt werden. Während die Treppe im alten Weberhaus bedenklich steil ist und die Hinweise, auf die Durchgangshöhe zu achten, mehr als angebracht sind, ist das neue Treppenhaus direkt nebenan modern und hell. Die oberen drei Etagen im Neubau sind tatsächlich Depot. An diesem Wochenende durften auch die Gäste mal in die ansonsten natürlich nicht zugänglichen Räume hineinschauen: Rollregalanlage, Klimatechnik und – noch – jede Menge Platz. Mindestens zwei Jahre wird es dauern, bis alle Sammlungen des Karl-May-Hauses dorthin gebracht und wiederfindbar untergebracht sind, erklärte Museumsleiter André Neubert.

Durch das neue Treppenhaus, vorbei an verschiedenen Plakaten aus der Sammlung des Hauses, gelangt der Besucher im Laufe des Rundgangs in die unterste Etage des Neubaus. Und vor allem hier zeigt sich, welche Möglichkeiten die Erweiterung der Ausstellungsfläche für die Neugestaltung bot. Neben Darstellungen von Mays Orient und seinem Wilden Westen haben nun auch die Bereiche „Film“ und „Bühne“ einen festen Platz bekommen. Lebensgroße Figuren tragen Kostüme aus den Verfilmungen, und in den Vitrinen liegen Programmhefte und Fotos aus den vergangenen Jahrzehnten.

Am Ende des Rundgangs findet sich nun auch die (visuelle und akustische) Präsentation der großen Sammlung fremdsprachiger Ausgaben wieder und bietet einen beeindruckenden Abschluss der Ausstellung.

Am Eröffnungswochenende tummelten sich neben zahlreichen Hohenstein-Ernstthalern natürlich auch neugierige Karl-May-Freunde auf dem Gelände. Zwischen dem Hof der Begegnungsstätte, wo es Kaffee und ganz wunderbaren Kuchen gab, und der neuen Ausstellung wurde ständig hin und her gewechselt, um gemeinsam nochmal irgendein Detail gemeinsam genauer anzuschauen.

Während die Dauerausstellung natürlich bleiben wird, sind die aktuelle Sonderausstellung zur Baugeschichte und die Kabinettausstellung zum Puppentrickfilm „Die Spur führt zum Silbersee“ nur noch wenige Wochen zu sehen. Ein baldiger – und danach ein regelmäßiger – Besuch sind also zu empfehlen.

Jenny Florstedt