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Während im Radebeuler Museum die Umsetzung des geplanten Erweiterungsneubaus durch die Turbulenzen der letzten Wochen in weite Ferne gerückt zu sein scheint, rollten im 85 Kilometer entfernten Hohenstein-Ernstthal die Bagger: So kommt das dortige Karl-May-Haus seiner Zukunftsvision, der Ergänzung um ein modernen Funktionsgebäude, das als Depot genutzt werden soll, ein konkretes Stück näher. Über die Baumaßnahmen in der Karl-May-Geburtsstadt sprachen wir mit dem Leiter des Karl-May-Hauses, André Neubert, der sich im KARL MAY & Co.-Gespräch auch zur Misere der Radebeuler Kollegen äußert.

Herr Neubert, Anfang Juni wurde in Mays Geburtsstadt der Grundstein für das Depot des Karl-May-Hauses gelegt. Sind Sie mit dem Verlauf der Arbeiten auf der Baustelle zufrieden?

Selbstverständlich. Viele Museen beneiden uns um ein solches „Herzstück“. Es ist ein weiterer Schritt für uns, das Karl-May-Haus und damit Karl May in seiner Geburtsstadt und allgemein in die Zukunft zu transportieren. Noch dazu ist der Eigenanteil der 2,1 Millionen Gesamtkosten für unser Städtchen sehr gering.

„Viele Museen beneiden uns um ein solches ‚Herzstück‘. Es ist ein weiterer Schritt für uns, das Karl-May-Haus und damit Karl May in seiner Geburtsstadt und allgemein in die Zukunft zu transportieren.“

Wann kann das Richtfest gefeiert werden?

Ich rechne mit Ende September. Diesmal hoffentlich mit einem „Karl-May-Bierchen“ zum Anstoßen, was uns bei der Grundsteinlegung im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie leider nicht vergönnt war.

Für wann ist derzeit die Wiedereröffnung des Karl-May-Hauses geplant?

Realistisch geplant und optimistisch gedacht im Sommer 2021.

Die Entwürfe des Neubaus wurden in den vergangenen Jahren immer wieder von verschiedenen Seiten kritisiert. Manche sprachen von der Optik eines Bunkers, andere davon, dass der moderne Charakter nicht zu dem historischen des Karl-May-Hauses passe. Wie gefällt der Entwurf Ihnen selbst?

Wir haben ein museales Objekt (Karl-May-Haus Museum) und einen Funktionsbau (Karl-May-Haus Depot). Beides zusammen hilft, Karl May zukunftstauglich zu machen und deutsches Kulturerbe über Generationen zu bewahren. Dass sich nicht jeder Hobby-Architekt inhaltlich wiederfindet, liegt in der Natur der Dinge. Ein Umstand, mit dem schon Gustav Eiffel mit seinem Turm zu leben hatte… Persönlich finde ich die Architektur des Depots zeitgemäß. Sie liegt voll im Trend dessen, was gegenwärtig in Deutschland an Museums- und Depotneubauten entsteht. Abgesehen davon gilt es unsererseits, ständig Wünschenswertes, Machbares und Finanzierbares in Übereinstimmung zu bringen.

„Dass sich nicht jeder Hobby-Architekt inhaltlich wiederfindet, liegt in der Natur der Dinge. Ein Umstand, mit dem schon Gustav Eiffel mit seinem Turm zu leben hatte…“

Wird der Neubau neben der Kernfunktion als Depot auch eine zusätzliche Ausstellungsfläche bieten?

Ja, die zusätzliche Fläche der Ausstellungsbereiche im Erdgeschoss beträgt 160 qm.

Was wollen Sie hier zeigen, wenn es so weit ist?

Da möchte ich derzeit noch nicht so viel verraten. Allerdings werden wir unsere Besucher mit Sicherheit ebenso überraschen wie mit der neugestalteten Dauerausstellung im Karl-May-Haus 2015, als die ersten Gäste resümierten: „Das neue Museum ist der Hammer …“ Die Schubläden sind voller Pläne, und wir werden sehen, was sich finanzieren und realisieren lässt. Weitere Fördermittelanträge sind in Arbeit. Bei der inhaltlichen Vorbereitung haben wir zwei Mitarbeiter (Frau Graupner und ich) dankenswerterweise wie gewohnt Unterstützung durch unseren achtköpfigen Wissenschaftlichen Beirat des Karl-May-Hauses, der am kommenden Samstag die nächste Zusammenkunft hat.

Ein historischer Tag, denn dann findet ja auch die „Krisensitzung“ des Kuratoriums der Karl-May-Stiftung in Radebeul statt.

Ich weiß. Ich verfolge hier die „Direktive der Nichteinmischung“, wie es in der Serie „Raumschiff Enterprise“ immer so schön heißt.

„Kopfschütteln ist ja heutzutage kontaktfrei und erlaubt.“

Was ging Ihnen in den letzten Wochen durch den Kopf, als Sie die Geschehnisse im und ums Radebeuler Museum mitverfolgten?

Kopfschütteln ist ja heutzutage kontaktfrei und erlaubt. Sie verstehen sicherlich, dass es nicht meine Aufgabe ist, die Tätigkeit oder Untätigkeit der Stiftung und ihre Entwicklungsgeschichte, insbesondere in den letzten Jahren öffentlich zu interpretieren bzw. zu bewerten.

„Die Vorgänge in Radebeul erfüllen mich und viele May-Freunde allerdings nicht nur mit großer, sondern mit größter Sorge und stellenweise auch mit Unverständnis.“

Warum nicht?

Indizien und Ergebnisse sprechen für sich, da brauche ich nicht unbedingt Ross und Reiter zu benennen. Die Vorgänge in Radebeul erfüllen mich und viele May-Freunde allerdings nicht nur mit großer, sondern mit größter Sorge und stellenweise auch mit Unverständnis, ist doch im „Karl-May-Netzwerk“ das Museum eine nicht unwesentliche Größe. Zur nächsten Beiratssitzung, also am Samstag, werden wir uns unter Punkt 0 intern den Hergängen in ihrer Komplexität widmen. Karl May hat auch in der Wirkungsgeschichte glücklicherweise immer etwas Abenteuerliches, aber Abenteuer bis zur Selbstvernichtung muss nicht sein.

„Hier muss geklotzt werden und zwar mit Kompetenz und Fachkenntnis. Nur Wollen und salbungsvolle Worte gleichen dem Schwanengesang.“

Wie kriegt man diese Selbstvernichtung gestoppt?

Ich werde mich hüten, Ratschläge gen Radebeul zu senden. Aber so viel dann doch: Es reicht vielleicht schon, wenn sich manche selbst nicht so wichtig nehmen. Ich glaube auch, dass hier mit kleckern zurzeit nichts mehr zu machen ist. Hier muss geklotzt werden und zwar mit Kompetenz und Fachkenntnis. Nur Wollen und salbungsvolle Worte gleichen dem Schwanengesang.

In der Hohenstein-Ernstthaler Presse erschien vergangene Woche ein Interview mit Ralf Harder unter anderem zu der Frage, ob Karl May homosexuell gewesen sein könnte. Wie ist Ihre Antwort auf diese Frage?

Niemand weiß nichts Genaues, aber dass May onaniert hat, ist wissenschaftlich nachgewiesen. (lacht)