- Werbung -
- Werbung -
- Werbung -

Vor wenigen Tagen griffen Chemnitzer und Dresdner Morgenpost die Berichterstattung von KARL MAY & Co. zur Stasi-Vergangenheit des aktuellen Interimsdirektors des Radebeuler Karl-May-Museums, René Wagner alias „IM Runge“, auf. Die Zeitungen brachten einen größeren Beitrag, der die Stasi-Verstrickungen Wagners zusammenfasste und unter anderem Auszüge aus KARL MAY & Co. Nr. 149 brachte, im Falle der Chemnitzer Morgenpost sogar als Titelgeschichte.

Die Redaktion der Zeitungen hatte hierbei auch Wagner und den Vorsitzenden des Vorstandes der Karl-May-Stiftung, Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche, um eine Stellungnahme gebeten, immerhin hatte der Stiftungsvorstand Wagner trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit ins Amt gehievt. Zahlreiche Karl-May-Freunde rieben sich nach der Veröffentlichung die Augen, denn den Artikel der Zeitungen schloss folgender Satz ab: „Stiftungs-Chef und Radebeuls OB Bert Wendsche (55, parteilos) teilte mit, dem Vorstand sei über Wagners Stasi-Vergangenheit ‚nichts bekannt.‘“Konnte das wirklich sein, dass der Vorstand der Stiftung, neben Wendsche außerdem unter anderem Ralf Harder (stellvertretender Vorsitzender) und Klaus Voigt, von Wagners Stasi-Vergangenheit keine Ahnung hatte? Immerhin gab es bereits kurz nach der Wende aufsehenerregende Beiträge hierzu, unter anderem in der Bild-Zeitung. Und 2017 brachte KARL MAY & Co. umfassende Dokumentationen zur Stasi-Story des Radebeuler Karl-May-Museums und insbesondere zu Wagners Vita. Neu war seinerzeit vor allem Wagners Rolle bei der Einrichtung einer Konspirativen Wohnung in der Villa „Shatterhand.“, die „KW Karl“, ein Vorgang, den Wagner laut Morgenpost von vergangener Woche, tatsächlich nach wie vor leugnet.

„Das Zitat wurde seitens der Morgenpost aus dem Zusammenhang gerissen.“

Wir fragten daher beim Vorstand der Stiftung nach. Bert Wendsche, der vorvergangene Woche eine Anfrage von KARL MAY & Co. zu den schwerwiegenden Vorwürfen des bisherigen Museumsdirektors Dr. Christian Wacker unbeantwortet gelassen hatte, antwortete nun: „Das Zitat wurde seitens der Morgenpost aus dem Zusammenhang gerissen“, teilte er mit. Und weiter: „Die Stasi-Problematik rund um das Karl-May-Museum und um die Person von Herrn Renè Wagner ist seit den 90er Jahren immer wieder thematisiert worden. Daher hatten wir als Vorstand gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer Herrn Dr. Wacker auch ein wissenschaftliches Projekt mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden angeschoben, welches sich mit der Erforschung der Karl-May-Museums und der gleichnamigen Stiftung in der Zeit des Dritten Reiches und der DDR befassen sollte. Nach Projektanbahnung in den Jahren 2018/19 sollte das Projekt dann in diesem Jahr konkret starten. Dies fiel dann erst einmal Corona zum Opfer. Die Anfrage der Morgenpost bezog sich jedoch auf neu aufgetauchte Stasi-Akten, die die bisher im Raum stehenden Vermutungen in Bezug auf die Person von Herrn Wagner nunmehr beweisen sollen. Frage: ‚… mit Herrn Wagner haben Sie mit dem Stiftungsvorstand einen Mann als Museumsleiter zurück geholt, der laut Karl-May-Magazin jahrelang für die Stasi arbeitete und deren Tätigkeit auch nach dem Beenden seiner IM-Tätigkeit weiter unterstützt haben soll, auch im Museum selbst. Das geht aus Unterlagen der Stasi-Unterlagen-Behörde hervor. Meine Frage: Inwiefern wissen Sie darüber Bescheid und was sagen Sie dazu?‘ Meine Antwort bezog sich dann auf diese neu aufgetauchten Stasi-Unterlagen. ‚… uns als Vorstand ist zu dieser Sache nichts bekannt und dem Vorstand liegt auch kein Bericht seitens der Stasi-Unterlagenbehörde vor. Vor einer Bewertung eines derartigen Sachverhaltes ist Kenntnis dessen unabdingbar.‘ Das Zitat wurde dann seitens der Morgenpost verkürzt und aus dem ausdrücklichen Zusammenhang zu den neu aufgetauchten Stasi-Unterlagen gerissen.“

„Die Stasi-Problematik rund um das Karl-May-Museum und um die Person von Herrn Renè Wagner ist seit den 90er Jahren immer wieder thematisiert worden. Daher hatten wir als Vorstand gemeinsam mit dem damaligen Geschäftsführer Herrn Dr. Wacker auch ein wissenschaftliches Projekt mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden angeschoben, welches sich mit der Erforschung der Karl-May-Museums und der gleichnamigen Stiftung in der Zeit des Dritten Reiches und der DDR befassen sollte.“

Chemnitzer bzw. Dresdner Morgenpost hatten die Tatsache, dass René Wagner als GMS bzw. IM für die Stasi gearbeitet hatte, als neu verkauft. Tatsächlich hatte aber KARL MAY & Co. bereits 2017 bei Recherchen in der Stasi-Unterlagen-Behörde neue Aspekte zu Wagners Stasi-Karriere zutage gefördert und längst publiziert. Anlässlich der Rückkehr Wagners als Museumsdirektor hatte KARL MAY & Co. kürzlich im Rahmen einer Newsmeldung den aktuellen Forschungsstand hierzu zusammengefasst. Dies hatte die Morgenpost aufgegriffen. Sie hatte in ihrer Anfrage an Bert Wendsche allerdings keineswegs den Aspekt womöglich neu aufgetauchter Unterlagen fokussiert, wie der oben zitierten Fragestellung zu entnehmen ist.

Nach Erscheinen der ersten Folgen der Artikelreihe „Die Karl-May-Szene und die Stasi“ in KARL MAY & Co. hatte der Vorstand der Karl-May-Stiftung übrigens dafür gesorgt, dass das seit 1984 erscheinende Magazin nicht mehr im Shop des Karl-May-Museums verkauft werden durfte. Eine der letzten Amtshandlungen der Anfang 2018 fristlos gekündigten Museumsdirektorin Claudia Kaulfuß war demnach, den Beschluss des Vorstandes, KARL MAY & Co. abzubestellen, umzusetzen. Erst ihr Nachfolger Dr. Christian Wacker machte diesen Beschluss rückgängig und sorgte dafür, dass das Heft wieder im Museum verkauft wurde.

Wacker war es auch, der eine kritische Auseinandersetzung mit der Museumsgeschichte anregte, so dass es während seiner Ägide zur Konkretisierung eines Forschungsprojektes mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung zur Aufarbeitung der Stiftungshistorie zu NS- und DDR-Zeiten kam. Auf dieses verwies nun erneut auch der Vorstand der Karl-May-Stiftung. Unklar bleibt vor dem Hintergrund der Corona-Krise, ob und wann das Projekt verwirklicht werden kann.