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Irgendwie ist es so, als hätte es gar keine Unterbrechung gegeben. Die überwiegend vertrauten Schauspieler sind wieder da, die üblichen Medienvertreter, der neue und der in Ehren ergraute alte Geschäftsführer … und natürlich vor allem die nahezu unverwüstliche Naturbühne.

Seit unzähligen Jahren kämpfen Winnetou und seine diversen Freunde hier für Gerechtigkeit. Im vergangenen Sommer mussten sie einem unsichtbaren Feind weichen. Nun  sind Helden und „greifbare“ Schurken aber wieder zurück, um ab Freitag in „Der Ölprinz“ weiter an der sauerländischen Erfolgsgeschichte zu schreiben. Nur der Bürgermeister und sein Team aus dem Lennestädter Rathaus erinnern noch einmal daran, dass die Saison nur als Teil eines Modellprojekts mit besonderen Auflagen durchgeführt werden kann.

Beinahe allerdings wäre die traditionelle PK ausgefallen. Der Starkregen am Mittwochabend hatte den Zuschauerraum unter Wasser gesetzt und einen ordentlichen Teil des Belags von der Bühne gespült. Erzählt Geschäftsführer Philipp Aßhoff mit gelassener Stimme. Weil es den Elspern gelungen ist, „mal eben“ einen befreundeten Unternehmer anzurufen, er schon morgens um 6 anrückte und alles wieder in Ordnung brachte. Ohne diese Info wäre das Malheur tatsächlich gar nicht aufgefallen. Und Aßhoff konnte auf den kleinen Alptraum verzichten, alle Eingeladenen per Telefon wieder auszuladen.

So kann alles nach Plan laufen, das Finale des Stücks für die Medien, Fotos, Gespräche. Auf der Bühne, am Rande und hinterher beim Steak, das Wolfgang Kirchhoff so perfekt auf den Teller bringt, wie er vorher seine klassische Rolle als Bankier Duncan gespielt hat. So viele Jahre schon. Wobei es in diesem Jahr aber auch einige gibt, die von solcher Routine nur träumen kann. Da ist allen voran Martin Krah, der Ende 2019 als Old Surehand vorgestellt wurde und nun doch als Winnetous Blutsbruder reiten wird. Surehand wäre mehr der Zweifler gewesen, nicht so selbstbewusst, wie Old Shatterhand, sagt der Elspe-Neuling und ist sich im Nachhinein nicht wirklich sicher, ob es ihm gelungen wäre, den Unterschied tatsächlich spürbar auf die Bühne zu bringen. Jochen Bludau weiß jedenfalls, warum er den Tausch über den Winter 2020/21 vorgenommen hat. Surehand sei in letzter Konsequenz weniger bekannt und populär bei den Fans. „Nach so einer Pause mussten wir auf Nummer Sicher gehen“, betont er, warum er nun doch wieder auf die bekannten Helden setzt. Sein neuer „Sharlih“ hat sich „vor vier Jahren“ bei der Bühne beworben und zwei Jahre später den Anruf bekommen. Jetzt freut er sich auf die verspätete erste Saison.

Der neue Mann hinterlässt in den gut 30 Minuten einen soliden Eindruck, ebenso auch der neue Sam Hawkens Matthias Schlüter. Das macht Appetit auf die ganze Vorstellung. Sebastian Kolb sucht als Ölprinz Grinley mit neuem Kostüm und rauer Stimme spürbar nach Möglichkeiten, seinen Bösewicht etwas anders anzulegen, als die Vorgänger Parranoh und Doc Plummer. Er dürfte auf jeden Fall gute Chancen haben, auch diesmal wieder besonders viele begeisterte Buh-Rufe einzuheimsen.

Und Winnetou? Der ist einfach nur der Alte. Jean-Marc Birkholz wirkt glücklich, wieder auf der Bühne zu stehen, ohne „Redfacing“ übrigens, „nur mit etwas Puder“,  obwohl ihm diese Diskussion gar nicht zusagt. Er halte sie für überflüssig, sagt er entschieden und will darüber nicht viele Worte verlieren. Natürlich sei respektloses Verhalten egal in welche Richtung nicht in Ordnung. Gerade diesen Aspekt kann er aber gar nicht erkennen, wenn sich ein Schauspieler in einen anderen Menschen verwandelt, auch mit Make-Up und dabei eben diesen Respekt zolle.

Selbigen haben die Elsper lange auch einem großen Namen aus der May-Szene entgegengebracht. Die Melodien Martin Böttchers gehörten zu den Stücken, wie die Felsen und Fichten des Rübenkamps. 2021 ist es anders, wird gerade noch die Winnetou-Melodie angespielt, ansonsten eine völlig neue Begleitmusik erklingen. Die GEMA habe ihre Gebühren dermaßen angehoben, dass es einfach nicht mehr tragbar sei, begründet Geschäftsführer Philipp Aßhoff die – schwierige – Entscheidung, künftig weitgehend auf die Böttcherschen Leitmotive zu verzichten und eine eigene Musik von Erik Ohl schreiben zu lassen. Die dennoch die vertraute Atmosphäre berührt.

Gleichzeitig führen die Elsper aber auch einen Rechtsstreit gegen die GEMA und deren aus ihrer Sicht unangebrachte Vorgehensweise. Hierfür hätten sie sich mit den Kollegen aus Bad Segeberg und Rügen zusammengeschlossen, die gleichermaßen verärgert seien, betont der Sauerländer. Und er ist überzeugt, dass der verstorbene Martin Böttcher seine ganz eigene Meinung zu diesen Dingen gehabt hätte. Böttcher war im November 2016 noch einmal für ein Konzert mit seinen Melodien in Elspe gewesen.

Michael Kunz