Am Samstag startet die Saison in Elspe. Dann wird auf der großen Freilichtbühne der Karl-May-Festspiele „Winnetou und Old Firehand – Im Tal des Todes“ gespielt. An der Seite Winnetous, der erneut von Publikumsliebling Jean-Marc Birkholz verkörpert wird, reitet diesmal Tim Forssman als Old Firehand.

Gemeinsam kämpfen die beiden gegen den skrupellosen Geschäftsmann Leflor, der in einem abgelegenen Tal eine Quecksilbermine betreibt. Die Sterblichkeit der Arbeiter ist hoch, weshalb Leflor Siedler entführen lässt und als billige Arbeitskräfte missbraucht.

Das Besondere: Leflor wird von Martin Krah dargestellt, in den vergangenen Jahren als Winnetous Blutsbruder Old Shatterhand auf der Bühne. Rein theoretisch wäre das auch in „Im Tal des Todes“ gegangen. Jochen Bludau hatte Versionen des Stückes mit beiden Helden hinterlassen. Sein Sohn und Nachfolger im Regiestuhl, Marco Kühne, wollte allerdings zur legendären Inszenierung von 1981 zurück. Damals wurde TV-Star Claus Wilcke als Firehand verpflichtet. „Es funktioniert eigentlich auch nur mit Firehand“, meint der künstlerische Leiter.

Der bislang letzte Firehand auf der Elsper Bühne war interessanterweise 2010 der heutige Winnetou. Im Jahr darauf war Birkholz auch Old Shatterhand gewesen, um 2012 schließlich Winnetou zu werden.

„Aber Martin ist kein Firehand“, findet Marco Kühne: „Andererseits wollte ich auch kein Jahr auf ihn verzichten!“ Also schlug er dem Team schon Anfang 2024 einen großen Rollentausch vor.

Forssman könne ein guter Old Firehand sein und Martin Krah diesmal den Schurken spielen. Auch das hat durchaus Tradition. 1981 nahm auch Dauer-Shatterhand Jochen Bludau eine Heldenauszeit und spielte den Gangster.

James Bürkner, in der winterlichen Dinnershow sehr überzeugend als Old Shatterhand eingesetzt, ist im Sommer wieder auf der Seite der Bösewichter zu finden.

Sebastian Kolb ist erstmals seit 2015 wieder als Indianerrolle zu sehen, darf diesmal in einer der klassischen Rollen Meinolf Papes hitzig beginnen und versöhnlich aufhören.

Wichtige Rolle für Firehands Sohn

Ansonsten hat Marco Kühne einige Szenen herausgenommen, andere hinzugeschrieben – und vor allem Firehand einen Sohn zur Seite gestellt: Harry, gespielt von Luke Messerschmidt, kam auch im Buch von 1981 bereits vor.„Er muss nach zwei Wochen oder so herausgenommen worden sein“, erinnert sich der Regisseur ganz dunkel an jene Zeit. Den Grund kennt niemand mehr. „Aber Kinder gehen immer“, findet Marco Kühne und kann zum Beispiel nun Firehand sehr persönlich in die Geschichte verstricken, weil Harry zu den Gefangenen im Bergwerk gehört.

Martin Krah genießt das Schurkendasein

„Ich habe hier viele Freiheiten, kann mich ganz anders ausleben, als wenn ich immer den Helden spiele“, genießt Martin Krah seine neue Rolle als Gegenspieler der Helden. Trat Jochen Bludau 1981 recht bieder mit Hemd und Weste sowie einer Nickelbrille auf, kommt Krah im eleganten mexikanischen Anzug samt Sombrero auf die Bühne. Er fühlt sich sichtlich wohl.

Auch Marco Kühne ist zufrieden. Er lässt die Akteure erst einmal machen, gibt dann vorsichtig erste Anweisungen bei den Proben: „Bei manchen kann es etwas weniger sein. Bei Martin habe ich gesagt, ‚ruhig mehr‘. Er macht das gut. Das wusste ich. Sogar besser, als ich vorher erwartet hatte!“

„Winnetou und Old Firehand – Im Tal des Todes“ wird bis zum 7. September gespielt. Es gibt Explosionen und Zweikämpfe, Humor und wilde Ritte. Für die speziellen May-Freunde hat der Regisseur noch das eine oder andere kleine Schmankerl eingebaut. Wer es verpasst, ist selbst schuld. Der Vorverkauf laufe jedenfalls gut, ist zu hören.

Michael Kunz