„Ich bin so heiß“, grinst Sebastian Kolb und schaut versonnen auf den Zuschauerraum in Elspe. Im Sommer 21 durfte hier nur beschränkt bestuhlt werden. Am Sonntag waren für eine Sondervorstellung schon einmal 3500 Gäste der Diakonie vor Ort. Am Samstag hat „Der Schatz im Silbersee“ ganz offiziell Premiere, dann wird der Raum unter dem Kuppeldach erstmals seit 2019 ausverkauft sein.
Winnetou und Old Shatterhand starten in die neue Saison. Und die Vorfreude ist überall spürbar – bei den Fans draußen im großen „May-Land“, bei den Akteuren hier an der Bühne, die sich wie in jedem Juni den Vertretern der Medien stellen.
Nur Twisteden ist noch früher, weil Fronleichnam auf den Donnerstag fällt. Ansonsten eröffnen die Elsper die May-Saison in diesem Jahr am 18. Juni. Gut 90 Minuten voller Action, Humor und Herz wird es einmal mehr dauern, bis die Blutsbrüder den Frieden im Felsengebirge wieder hergestellt haben, den der Schurke Brinkley mit seinen Tramps auf brutale Weise gestört hat. Um den titelgebenden Schatz zu finden, sät er Zwietracht zwischen Siedlern, Eisenbahnarbeitern und den Utah, denen das Land am Silbersee gehört. Sebastian Kolb, seit einigen Jahren hier am Rübenkamp der Schurke vom Dienst, hat sichtlich großen Spaß daran, die Tochter des Bahningenieurs als Geisel zu nehmen und Terror zu verbreiten. In der bislang letzten Inszenierung des Stückes hat er 2015 den „Kleinen Bären“ gespielt, den Häuptlingssohn der Tonkawa, der die junge Frau rettet. Vermisst er diese Rolle nicht? „Überhaupt nicht“, schüttelt er den Kopf. Wobei er da vorsichtig sein muss, weil er die Haare für die Rolle färben muss und das Rot nicht wasser- und damit auch schwitzfest ist.
Neben den Helden, wie 2021 der populäre Jean-Marc Birkholz (Winnetou) und Martin Krah (Old Shatterhand), die sich sichtlich gut verstehen, ist Kolb Zugpferd und Publikumsliebling gleichermaßen, auch wenn er 2019 Winnetou erschossen hat. Den Utah-Häuptling Großer Wolf spielt Marco Kühne, der ansonsten für die Stunts und die Action-Regie des Stückes zuständig ist, und in dieser Hinsicht Tempo und Rauheit erstmals seit Jahren spürbar angezogen hat. Angreifende Krieger, die nicht nur ihre Tomahawks schwingen, sondern auch aus allen Gewehrrohren feuern, hat es in Elspe schon länger nicht mehr gegeben. Da ist es dann auch verzeihlich, dass der Dampfer diesmal nicht fährt, der 2009 und 2015 zum Einsatz kam und für ein spektakuläres Finale herhalten musste. Und keine Sorge, auch ohne Schiff wird es hochexplosiv. Kurios und emotional: Als Häuptling muss Marco Kühne um seinen kleinen Sohn trauern, der von den Tramps ermordet wird. Als Junge verkörperte er den Sohn an der Seite Meinolf Papes viele Male selbst. Der jetzige Darsteller Luke Messerschmidt „hat mein Playback von damals. Ich spiele also gewissermaßen mit mir selbst“, lacht der Elsper Stuntman. Wobei ihm bei der Trauerszene gar nicht zum Lachen zumute sei: „Ich denke da an meine eigenen Kinder.“ Auch Geschäftsführer Philipp Aßhoff nickt bestätigend: „Das ist schon sehr ergreifend gespielt.“ Rundherum sind Schauspieler und Medienleute im Gespräch, ernst und lachend, suchen Antworten und Fotomotive. Und über allem liegt diese einmalig familiäre Atmosphäre, die sich am Rübenkamp seit Jahr und Tag wie in einer eigenen Parallelwelt gehalten hat. Der Ingenieur bereitet derweil schon die Steaks vor…
Dialogregisseur Benjamin Armbruster ist mit den bisherigen Proben sehr zufrieden Alles laufe harmonisch und sehr konzentriert. Endlich wieder ohne Einschränkungen arbeiten zu können, sei ein Traum. Philipp Aßhoff dagegen ist auch vor seiner zweiten Saison-Premiere noch etwas angespannt. Wenn die am Samstag geschafft sei, dann sehe alles schon besser aus, lässt er wissen.
Der „Schatz im Silbersee“ wird in Elspe vom 18. Juni bis zum 4. September gespielt. Neben den genannten Namen sind unter anderem Wolfgang Kirchhoff, Markus Lürick, James Bürkner und Tina Mester wieder dabei, die von Jahr zu Jahr mehr an die legendäre Maria Bludau erinnert. Wie etwa Benny Armbruster findet und damit völlig richtig liegt. Weitere Infos auf www.elspe.de..
Michael Kunz
