Mit 20 zu 15 Stimmen hat der Radebeuler Stadtrat am Mittwochabend den Antrag der Fraktion Bürgerforum/Grüne/SPD abgelehnt, den Ankauf des Aral-Tankstellen-Grundstücks als Vorplatz für das Karl-May-Museum auszusetzen. Dabei stimmten neben Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) acht Mitglieder der CDU gegen das Papier, sechs von der AfD, je zwei Freie Wähler und FDP-Vertreter und ein Ratsmitglied von der Linken.
"Nicht unerwartet", beurteilt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver von Gregory (Grüne) das Ergebnis, das aus seiner Sicht für Radebeuler Verhältnisse "äußerst knapp" ausgefallen sei. Es sei in der Diskussion letztlich weniger um die Vorgänge im Museum an sich sowie den "Vorplatz" des künftigen Areals gegangen, als allgemeiner um eine städtebauliche Schandfläche, die mit dem Abriss der Tankstelle beseitigt werden solle. Der Jurist hält eine Aussetzung des – für seine Fraktion nach wie vor überteuerten – Grundstücksankaufs weiter für eine vernünftige und dem Museum keinesfalls schädliche Lösung, will aber nach diesem Ratsbeschluss "nichts mehr in dieser Richtung unternehmen. Die Sache ist durch". Der OB habe die Sache entschieden haben wollen, um seine eigene Position zu stärken. Die ansonsten wohl problematisch geworden wäre. Einige Medien hatten in diesem Zusammenhang von einer "Vertrauensfrage" gesprochen.
Von Gregory will sich nun verstärkt dafür einsetzen, die verfahrene Lage im Karl-May-Museum in Ordnung zu bringen, das nun einmal eine wichtige Institution für die Stadt Radebeul und den Freistaat Sachsen sei. Eigentlich sei ihm dies erst in jüngster Zeit deutlich geworden, erklärt der Grünen-Politiker, nachdem er die Präsentation der Zukunftsvision für das Haus durch den scheidenden Direktor Christian Wacker erlebte und die Fraktion in der Folge auch eine Sitzung im Museum abhielt. "Vorher fand ich das eher gruselig", gibt der Ratsherr unumwunden zu. Wenn aber Karl May auch künftig museal präsentiert werden solle, dann könne dies nur in einer Form geschehen, wie sie von Wacker vorgeschlagen worden sei.
"Wir bekennen uns als Fraktion eindeutig und klar zur bisherigen inhaltlichen Neukonzeption des Karl-May-Museums. Angesichts der derzeitigen Selbstdemontage der Stiftung sollte ein Ankauf des Tankstellengrundstücks aber erst erfolgen, wenn diese sich stabilisiert hat", hatte der Ratsherr am Mittwoch argumentiert und steht für sich und seine Partei auch weiterhin dazu. Jetzt müsse es darum gehen, die inneren Querelen möglichst schnell zu beseitigen, wobei von Gregory da auf eine vernünftige Entscheidung am 27. Juni hofft, für den Stiftungsvorstand und Kuratorium Entscheidungen zur Neuordnung angekündigt haben.
Dann gehe es vor allem darum, ob die bislang als Hindernis für Förderungen im Raum stehenden Fehler geheilt werden könnten. Falls nicht, hat seine Partei schon im Vorfeld in einem Positionspapier unter anderem folgendes überlegt: "Soweit eine Förderung der Karl-May-Stiftung durch Bund und Land nicht mehr zu erwarten ist, wäre der Stiftung zu empfehlen alternative Möglichkeiten zu erwägen, beispielhaft durch Übernahme von Museum und Sammlungen durch die Ethnographischen Sammlungen der SKD [Staatliche Kunstsammlungen Dresden] und sie als Außenstelle des Grassimuseums analog des Völkerkundemuseums Herrnhut zu führen." Ähnliche Ideen werden nach Informationen von KARL MAY & Co. auch an anderer Stelle diskutiert.
Für die jetzigen Verantwortlichen sieht Oliver von Gregory keine wirkliche Zukunft im Museum, vor allem auch für den Oberbürgermeister nicht. Zu dem hat er – nicht erst seit Wendsches Eröffnung am Mittwoch, den Rat über wichtige Dinge nicht informiert zu haben, die zum Teil heftigen Reaktionen aus verschiedenen Fraktionen führten – "kein Vertrauen" mehr. Er habe auch den Eindruck gehabt, dass die Museumsmitarbeiter, die am 20. Mai zur Sitzung in den "Goldenen Anker" gekommen waren, "möglichst aus dem Saal herausgehalten werden sollten". Es sei ihm und seinen Kollegen aber gelungen, freiwerdende Plätze im Zuschauerbereich zumindest einigen zur Verfügung zu stellen.
Die Forderungen seiner Fraktion an den Stiftungsvorstand bleiben auch klar:
1. Vorlage der Neukonzeption, einschließlich Kostenschätzung
2. Finanzierungskonzept
3. Fördermittelanträge für Bund und Freistaat, ggf. auch Stadt
4. Nachweis über die Förderunschädlichkeit des bisherigen Handelns der Stiftung.
Oliver von Gregory bewertet dabei den von der CDU am Mittwoch präsentierten Prof. Dr. Thomas Bürger positiv, Mitglied des Wissenschaftlichen Museumsbeirates und ehemaliger Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden. Der hat angekündigt, bis Ende Juni ein Konzept für die künftige Arbeit im Museum zu entwickeln – auf der Grundlage der Wackerschen Konzeption. Die Opposition im Rat wird ihn da beim Wort nehmen. "Wir bohren weiter das Brett", steht für Oliver von Gregory fest.