Die Meldung von KARL MAY & Co. vom heutigen Sonntagnachmittag, nach der die bisherige Geschäftsführerin des Karl-May-Museums und der Karl-May-Stiftung Claudia Kaulfuß mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden worden sei, sorgte in der Karl-May-Szene für Erstaunen. Kaum einer hätte erwartet, dass die Museumschefin in absehbarer Zeit ihren Job quittieren müsse, immerhin wurde sie weit über Radebeul hinaus geschätzt. Vor allem in den letzten Jahren hatte sie für frischen Wind in Villa „Shatterhand.“ und Villa Bärenfett gesorgt und ein junges motiviertes Team neu aufgebaut.
Wie berichtet schweigt sich die Karl-May-Stiftung über die Gründe der fristlosen Kündigung aus. Wie KARL MAY & Co. erfahren hat, hat man bisher auch innerhalb der Belegschaft nicht für Klarheit gesorgt. Dort ist man entsetzt über den plötzlichen Rauswurf. Mit einem an den Vorstand und das Kuratorium der Karl-May-Stiftung gerichteten Schreiben, das KARL MAY & Co. vorliegt, hat sich die Belegschaft am Wochenende mit ihrer bisherigen Chefin solidarisiert.
„Wir, die Mitarbeiter des Karl-May-Museums, sind zutiefst geschockt und empört über die völlig unerwartete außerordentliche fristlose Kündigung unserer langjährigen und verdienstreichen kaufmännischen Direktorin Claudia Kaulfuß. Die Nachricht über ihr plötzliches Ausscheiden wurde uns im Rahmen einer außerordentlichen Mitarbeiterversammlung ohne die Nennung einer für uns nachvollziehbaren Begründung überbracht“, heißt es in der Erklärung, die dreizehn Mitarbeiter unterzeichneten. „Es ist sehr schwer für uns, den alltäglichen Museumsdienst mit entsprechender Motivation weiterzuführen“, schreiben sie weiter. „Da wir keine Kenntnisse über die genauen Umstände und Hintergründe haben, ist es nicht beurteilbar, inwiefern ein solcher gravierender Schritt gerechtfertigt ist. Gerade aufgrund der zahlreichen Verdienste von Claudia Kaulfuß im Rahmen ihres Amtes für unser Haus ist es nicht nachvollziehbar, weshalb der Stiftungsvorstand derart rigoros agiert. Wir, die gesamte Mitarbeiterschaft des Karl-May-Museums, stehen geschlossen hinter Claudia Kaulfuß. Es ist unter anderem ihr Verdienst, dass wir als Kollektiv unter ihrer Leitung zusammengewachsen sind und gemeinsam mit ihr nachweisbare Erfolge errungen haben.“
Die couragierten Mitarbeiter des Museums befürchten zudem einen Imageschaden für das Museum: „Sowohl in der Öffentlichkeit, die bereits in der Vergangenheit über schwierige Personalfragen aus den Medien erfahren musste, als auch gegenüber Kooperationspartnern oder Großspendern. Momentan ist das tatsächliche Ausmaß des zu erwartenden Schadens noch nicht zu ermessen.“ Dem Vorstand der Karl-May-Stiftung entziehen die Mitarbeiter darüber hinaus ihr Vertrauen: „Im Zuge dieser Personalentscheidung müssen wir leider geschlossen feststellen, dass das Vertrauensverhältnis zum Vorstand der Karl-May-Stiftung erschüttert wurde.“ Der derzeitige Vorstand der Karl-May-Stiftung besteht aus Werner Schul (Vorsitzender), Ralf Harder (stellvertretender Vorsitzender), Thomas Grübner, Klaus Voigt und Bert Wendsche, Oberbürgermeister der Stadt Radebeul.
Bereits der Rauswurf von Claudia Kaulfuß’ Vorgänger René Wagner, der Ende 2013 nach mehr als 25 Jahren fristlos von seinen Aufgaben entbunden wurde, hatte für Irritationen gesorgt. „Freitagnachmittag, kurz vor einer Vorstandssitzung, wurde der Hüter von Winnetous Silberbüchse gefeuert. (…) Der Rauswurf des Direktors sorgt seit dem Wochenende unter den restlichen vier Mitgliedern des Vorstandes der Karl-May-Stiftung für helle Empörung“, berichtete im Dezember 2013 die Bild-Zeitung. Diese hat auch den aktuellen Fall inzwischen aufgegriffen. In ihrer Dresden-Ausgabe vom morgigen Montag, 5. Februar 2018, berichtet sie unter der Überschrift „Machtkampf in Villa Bärenfett – Hausverbot für Radebeuler Karl-May-Chefin“ auch über den Protest der Museumsmitarbeiter und darüber, dass Kaulfuß sich offenbar rechtlichen Beistand suche: „Nach BILD-Informationen sucht Claudia Kaulfuß Rechtsanwaltshilfe, will gegen den Rauswurf klagen“. Und weiter: „Nach Insiderinformationen war ihre Sparsamkeit manchen im Stiftungsvorstand jedoch ein Dorn im Auge. Angesichts des löchrigen Daches der ‚Villa Shatterhand‘ wollte sie z.B. keine 70000 Euro für einen Brunnenengel genehmigen“, berichtet die Bild-Zeitung.
Es dürften also stürmische Zeiten sein, in denen der neue Museumsdirektor Dr. Christian Wacker, der eigentlich mit Kaulfuß eine Doppelspitze bilden sollte, im April seinen Dienst antritt.