Derzeit gibt es eine neue Kabinettausstellungüber den ersten Karl-May-Tonfilm „Durch die Wüste“ im Karl-May-Haus.

Bereits Anfang der 1920er-Jahre wurden drei Stummfilme mit Orientstoffen nach Motiven von Karl May gedreht. Aber der erwünschte Erfolg blieb aus. 1936 ritten dann Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar erneut über die Kinoleinwände. Die Außenaufnahmen zum Film erfolgten in Ägypten, und die Innenaufnahmen entstanden in den JOFA-Ateliers in Berlin-Johannisthal. Unter den Darstellern findet man keine großen UFA-Stars, sondern relativ unbekannte Schauspieler, die vom Regisseur Johannes Alexander Hübler-Kahla aber vom Typ her sehr sorgfältig ausgewählt wurden. Und Carl Junghans hielt sich mit seinem Drehbuch weitgehend an Karl Mays Vorlage, so dass dem Streifen Werktreue bescheinigt werden kann.

Der Uraufführung fand am 20. Februar 1936 im Dresdner „Prinzeß-Theater“ statt, an der auch Klara May und NS-Prominenz teilnahmen. Das Presseecho war groß. Nicht nur in Tageszeitungen finden wir Berichte, sondern auch die damals führenden Fachzeitschriften „Filmwoche“ und „Filmwelt“ informierten ihre Leser über den Stand der Produktion und veröffentlichten launige Schilderungen über die Dreharbeiten in Ägypten (in Auswahl zu sehen). Und der „Ross“ Verlag gab eine Postkarten-Serie mit Szenenfotos heraus, die in der Ausstellung präsent ist. Filmprogramme aus Österreich und aus der Tschechoslowakei zeugen von der Beliebtheit des Filmes auch im benachbarten Ausland.

Ein Kuriosum am Rande: Als Karl May in der DDR noch geächtet war und als Unperson galt, wurde „Durch die Wüste“ in mehreren Filmkunsttheatern gezeigt, so zum Beispiel am 7. August 1975 im „Studio Camera“ in der Oranienburger Str. 54 in Ost-Berlin. Ein Litfaßsäulenausschnitt weist in der Vitrine darauf hin.                                                                                                                                                         Die damaligen Informationen zum Film verraten Sympathie für den von offiziellen Stellen vielgeschmähten Karl May. Vom „Spannungsgehalt eines gewiß nicht unhumanen Unterhaltungsautors“ ist da die Rede – eine erfreuliche und unerwartete Ausnahmeerscheinung in jener Zeit…

Zur ersten Sonderausstellung im Karl-May-Haus wurde „Durch die Wüste“ am 24. und 25. Februar 1987  quasi als Rahmenprogramm im Filmtheater „Capitol“ in Hohenstein-Ernstthal gezeigt.

Die kleine Ausstellung mit zahlreichen seltenen Dokumenten soll an den alten Streifen erinnern, der vor fast 90 Jahren gedreht wurde und mittlerweile auch als DVD vorliegt. Vorher gab es ihn als Schmalfilm. Damit konnte und kann sich Jeder selbst ein Bild von ihm machen.

Die Kabinettausstelllung ist bis zum 19. Oktober zu sehen.

Hartmut Schmidt