Er war bei den Karl-May-Spielen Bad Segeberg viele Jahre auf die Rolle des kauzigen Sam Hawkens abonniert, verkörperte bei den Festspielen aber auch andere Charaktere aus dem May-Repertoire, etwa die Tante Droll, den Dicken Jemmy, Dick Hammerdull oder den Juggle-Fred: Jochen Baumert. Nun ist der beliebte Schauspieler in Hamburg 78-jährig verstorben.
Wie das Hamburger Ohnsorg-Theater, wo Baumert über Jahrzehnte immer wieder engagiert war, auf seinen Internetseiten bekanntgab, starb Baumert bereits am 18. Februar dieses Jahres.
Baumert wurde 1939 in Liegnitz/Schlesien geboren und absolvierte in der DDR zunächst eine Bäcker- und Konditorlehre. Nach seiner Flucht in den Westen studierte er von 1964 bis 1967 an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin Gesang und kam im Anschluss nach Hamburg, wo er an diversen Theatern engagiert war. Wie das Ohnsorg-Theater mitteilte, zählte Baumert etwa zu den Gründern des Hamburger "Klecks-Theaters".
Nach Bad Segeberg und zur Rolle des Sam Hawkens kam er quasi über Nacht: 1982 fiel der eigentlich vorgesehene Schauspieler Helmut Gauer verletzungsbedingt aus, so dass Intendant, Regisseur und Winnetou-Darsteller Klaus-Hagen Latwesen schnell Ersatz brauchte. Baumert sprang ein – und kam fortan von Karl May nicht mehr los. Latwesen engagierte ihn in den folgenden Jahren immer wieder, bevor Baumert sich ein Jahr vor dem Engagement von Pierre Brice von Bad Segeberg zunächst verabschiedete. Als der berühmte Winnetou-Darsteller sein Kalkberg-Engagement beendet hatte, kehrte Baumert 1992 zu den Karl-May-Spielen zurück: In "Old Surehand" trat er nach 1983 erneut als Dick Hammerdull auf. Ab der Spielzeit 1992, in der Gojko Mitic sein Winnetou-Debüt in Bad Segeberg gab, blieb Baumert den Spielen über einen Zeitraum von 14 Jahren treu, nur in zwei Stücken fehlte er. Seinen gesundheitsbedingten Abschied von Bad Segeberg gab er in dem Jahr, in dem auch Gojko Mitic sich von der Winnetou-Rolle verabschiedete: 2006 in "Winnetou III". Baumert gab hier erneut den Sam Hawkens, seine Paraderolle, in die er 2008 nochmals für einige wenige Vorstellungen schlüpfte, diesmal allerdings bei den Karl-May-Kollegen der Festspiele in Elspe, wo er seinen Kollegen Jogi Kaiser, den er vom Ohnsorg-Theater kannte, vertrat. Bis zuletzt blieb Baumert den Segeberger Spielen freundschaftlich verbunden und war regelmäßiger Premierengast.
Neben seinen Theaterengagements machte sich Baumert auch durch zahlreiche TV-Verpflichtungen ("Großstadtrevier", "Tatort") und als Hörspielsprecher einen Namen. Was viele, die Baumert in Bad Segeberg und Elspe als Sam Hawkens sahen, nicht wussten: Der Schauspieler gab in zwei Karl-May-Hörspielen auch den Winnetou: in Kurt Stephans "Satan und Ischariot" und "Winnetous Tod". Auch Mays Hadschi Halef Omar, Wokadeh und Dr. Morgenstern lieh er seine Stimme, und natürlich einem: Sam Hawkens.
"Wir konnten damals – bis Ende der 80er – den Kalkberg noch bespielen", erinnerte sich Baumert in einem Statement für das 2008 erschienene Buch "Am Fuße des Kalkbergs" an seine Anfangsjahre bei den Festspielen. Baumert damals: "Die Kämpfe der Karl-May-Spiele waren in den 80er-Jahren sportlicher und interessanter. Früher waren die Platzverhältnisse günstiger und größer. 1982 rief mich Klaus-Hagen Latwesen an und bat mich, an dem gleichen Abend zur 2. Hauptprobe zu kommen, um den Sam Hawkens zu proben, da Helmut Gauer krank geworden war. Seit dieser Zeit habe ich neun Mal den Sam Hawkens und andere Rollen gespielt. Das beste Stück in den 80ern war 1985, wie ich finde, ‚Der Ölprinz’", so Baumert damals rückblickend.