Er ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Karl-May-Forschung der letzten 60 Jahre: Hans Wollschläger. Der 2007 verstorbene Schriftsteller arbeitete von 1957 bis 1970 im Karl-May-Verlag, legte 1965 die Karl-May-Biografie „Karl May in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten“ vor und war viele Jahre in der Karl-May-Gesellschaft engagiert, beispielsweise als stellvertretender Vorsitzender. Von 1987 bis Ende der 1990er-Jahre gab er zudem zusammen mit Hermann Wiedenroth in verschiedenen Verlagen die Historisch-Kritische Ausgabe der Werke Karl Mays (HKA) heraus.
Während seiner Zeit im Karl-May-Verlag begann eine Korrespondenz Wollschlägers mit dem Schriftsteller Arno Schmidt („Sitara und der Weg dorthin“), ein Briefkontakt, den der Suhrkamp-Verlag als „einzigartig“ beschreibt und der Verlag im Auftrag der Arno-Schmidt-Stiftung im November 2018 als Band 4 der Abteilung „Briefe von und an Arno Schmidt“ der „Bargfelder Ausgabe“ als opulente Buchausgabe unter dem Titel „Der Briefwechsel mit Hans Wollschläger“ auf den Markt bringt, herausgegeben vom Journalisten und Schriftsteller Giesbert Damaschke, der sich seit vielen Jahren auch in der Karl-May-Szene engagiert, ob als Moderator der Foren der Karl-May-Stiftung oder Administrator der Mailingliste der Karl-May-Gesellschaft. Die Bargfelder Ausgabe bringt als Gesamtausgabe der Werke Arno Schmidts gesicherte Texte, die auf Arno Schmidts Druckvorlagen zurückgehen, und verzeichnet alle Textvarianten von den Erstausgaben bis zum Korrekturexemplar letzter Hand des Autors. Jeder Band enthält im Anhang einen editorischen Bericht und einen Variantenapparat. In Werkgruppe III der Ausgabe ist auch Schmidts vielbeachtete und umstrittene „Studie über Wesen, Werk & Wirkung Karl May’s“ „Sitara und der Weg dorthin“ (1963) erschienen.
Der neue Band (1.200 Seiten, ca. 68 Euro) bietet zahlreiche Karl-May-Bezüge. „Zu Beginn kreist der Briefwechsel, noch förmlich, um das Spätwerk Karl Mays und die umstrittenen Bearbeitungen der Texte durch den Verlag. Doch schon bald wird der Kontakt intensiver und persönlicher, der Ton freier. Wollschläger nimmt unter Arno Schmidts Briefpartnern eine Sonderstellung ein: Schmidt akzeptiert ihn als Kollegen und bemüht sich, ihn als Autor und Übersetzer zu fördern. Er vermittelt Aufträge und setzt sich nachdrücklich für seinen Roman Herzgewächse oder der Fall Adams ein“, heißt es in der Verlagsankündigung, die noch weitere May-Bezüge verspricht. So präsentiere der Band neben den Briefen Schmidts und Wollschlägers auch die Korrespondenz zwischen Alice Schmidt und Hans Wollschläger, den Briefwechsel zwischen Arno Schmidt und dem Karl-May-Verlag sowie zahlreiche ergänzende Dokumente.