Am gestrigen Samstag (30.6.) startete unter strömendem Regen die 50. Saison der Karl-May-Spiele Bad Segeberg. Trotz der widrigen Wetterbedingungen war das Kalkbergstadion ausverkauft. Nur wenige scheuten das Wetter, unter ihnen auch Bundespräsident Johannes Rau. Der sollte als Ehrenhäuptling die Jubiläumssaison eröffnen. So wurden die Spiele von Heide Simonis (Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein) und dem Gouverneur von Nebraska eröffnet.

Die Zuschauer bekamen einen Roman-gerechten „Silbersee“ zu sehen. Beginnend mit der Szene, in der die Vorfahren der Indianer den Schatz im Silbersee versenken. Viele Darsteller füllten das gesamte Stadion mit ihren eindrucksvollen Kostümen und tanzten zu Musik aus Walt Disneys „Dinosaurier“.

Die technischen Rahmenbedingungen überzeugten in jeder Hinsicht: die neue Tontechnik, Licht, Maske, Kostüme und die eindrucksvolle Kulisse mit Dorf, Kirche, Buttlers Farm und weiteren Gebäuden. Auch die Stunts wurden vom Stuntteam sehenswert in Szene gesetzt. Die Pyrotechnik funktionierte zwar gut, jedoch hätte man sich die meisten Explosionen gerne etwas größer gewünscht, insbesondere beim Finale.

Schauspielerisch hervorzuheben sind besonders Horst Janson als Old Firehand und Joshy Peters als kriegerischer Utah-Häuptling. Die Lacher auf ihrer Seite hatten Frank Schröder als Lord Castlepool und Fried Wolff als sein Diener Smedley. Solide Leistungen boten auch Jochen Baumert (Tante Droll), Michael Grimm (Missouri Blenter) und Harald Wieczorek (Indianer, Farmer, Rafter, Eisenbahnleiter).

Blass blieb Arthur Brauss als Cornel, sein Untergebener Knox alias Frank Wieczorek konnte als Bösewicht weitaus mehr überzeugen. Gar nicht überzeugen konnte Dolly Dollar als Ellen Patterson, sie zeigte wenig Profil in ihrer Darstellung.

Leider muss man feststellen, dass Gojko Mitic in seiner zehnten Saison den Herausforderungen der Winnetou-Rolle nicht gerecht wird. Zwar versucht er besonders agil und fit zu erscheinen, das geht allerdings auf Kosten der Verständlichkeit seiner Dialoge. Auch muss man feststellen, dass er in den Zweikämpfen seinem Partner Joshy Peters nicht gewachsen ist. Während Peters auch im größten Matsch vollen Körpereinsatz zeigt, war Mitic krampfhaft bemüht die Bodenhaftung nicht zu verlieren.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr muss man sagen, dass die Geschichte aufwändiger ist, dadurch aber auch Längen wohl unvermeidbar sind. Hier hätte man dramaturgisch eingreifen können.

Gegen Mitternacht, nach einem überaus gelungenen Feuerwerk zur Expo-Hmyne „Moments of Glory“, gingen die meisten Besucher zwar völlig durchnässt, aber sicher zufrieden nach Hause. Begeistert zeigte sich Heide Simonis von den Leistungen des Teams. Sie ließ es sich nicht nehmen, dem Ensemble in der Schlammwüste der Arena barfuß Blumen zu überreichen!

tog / sm